Gegen Ignoranz der elterlichen Leistung

Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer verteidigt das Betreuungsgeld und kritisiert den massiven Krippenausbau als „einseitige Lenkung“.

„Irreführenden Aussagen wie: ‚Wenn ein Kind nicht in die Krippe geht, versäumt es Bildungschancen‘, bewirken eine Aufwertung des Modells Krippenbetreuung zu Lasten der häuslichen Betreuung unter Dreijähriger. Diese Einseitigkeit halte ich für inakzeptabel und falsch. …

Das Betreuungsgeld steht dafür, dass junge Eltern nicht einseitig gelenkt werden. Viele Signale, die heute bei den Familien ankommen, sind Signale der Ignoranz und der Abwertung der elterlichen Leistung. Der Rechtsanspruch ohne das Gegenstück Betreuungsgeld transportiert die absurde Einstellung, dass Kleinkinder unter drei sich in der häuslichen Umgebung nicht richtig entwickeln. Dafür gibt es keinerlei fachliche Rechtfertigung. Im Gegenteil: Bildung setzt in den ersten Jahren erfolgte, verlässliche Bindungserfahrung voraus. Erziehung ist in dieser Zeit vor allem Beziehungsarbeit. Da geht es um die persönliche Bindung, und es spielt zum Glück keine Rolle, ob die Eltern arm oder reich sind und welche Sprache sie sprechen. …

Wir sollten nun aber nicht in das andere Extrem fallen und so tun, als ob die Zukunft unserer Kinder allein in der Fremdbetreuung läge.

Es geht auch darum, welche Bedürfnisse hat das Kind, wie wichtig ist es mir als Mutter, als Vater, die Entwicklung meines Kindes gerade in den ersten Jahren hautnah zu begleiten? Ich schmunzle schon ein wenig, wenn ich so manche Politiker über Krippen räsonieren höre, die garantiert nicht mal eine Woche am Stück mit ihrem eigenen Kleinkind verbracht haben. Da wird über Ein- und Zweijährige geredet wie über Kleinwagen, die man zum Waschen und Polieren in eine Werkstatt gibt und dann – versehen mit sozialen Kernkompetenzen und Sprachkenntnissen – wieder abholt.“ …

Quelle: Focus Online 14.11.09

Verantwortung für die Familie e.V.