Krippen verpflichtend machen ? – Eltern wehren sich –

„Wir brauchen Krippenplätze. Wir haben wirklich immer mehr Alleinerziehende“, erklärte Christel Zießler (SPD), stellvertretende Bürgermeisterin, beim Tag der offenen Tür im Spatzennest. Sie schlug deshalb vor, den Besuch von „Kinderkrippe und Kindergarten für alle verpflichtend“ zu machen, damit alle Kinder einen geregelten Tagesablauf kennenlernen würden und Kochen und Backen für sie keine Fremdwörter bleiben.
Auch könne man so die Vernachlässigung von Kindern in Familien eindämmen. Vorstellbar sei, Kinder schon unter einem Jahr in die Krippe zu schicken. Das Eltern- und Kindergeld solle man lieber in die Einrichtungen fließen lassen, die sich um die Kinder kümmern, so Zießler.

Leserbriefe:

Sehr geehrte Frau Ziegler,

die Meldung im Demenhorster Kreisblatt, Sie wären dafür den Krippenbesuch zur Pflicht zu machen, kann ich kaum glauben. Das kann wohl nicht Ihre ernsthafte Sicht der Erziehungsarbeit aller Eltern sein. Ihre hier veröffentlichten Aussagen klingen haarsträubend.
Lassen Sie sich sagen: Die Mehrheit der Eltern in unserem Land ist durchaus in der Lage, ihre Kinder in Liebe und Fürsorge groß zu ziehen. Diese Liebe ist das Wichtigste, was ein Kind in den ersten Jahren braucht, weshalb es geradezu fatal ist, gegen diese Form der Elternarbeit ins Feld zu ziehen, wie Sie es tun.
Im Übrigen ist es höchst ärgerlich, dass Sie es wagen vorzuschlagen, Eltern- und Kindergeld den Eltern vorzuenthalten. Ich nehme an, Sie haben sich keine Gedanken darüber gemacht, wie viel Eltern für unser Gemeinwohl leisten – besonders in unserer überalternden Gesellschaft. Ein Kind kostet in etwa so viel wie ein Eigenheim und Kindergeld ist kein staatliches Almosen, sondern lediglich eine Art ansatzweiser Lastenausgleich.
Bitte informieren Sie sich zu dieser Thematik genauer, bevor Sie sich weiterhin in derart Eltern diffamierener Weise äußern (für eine stellvertretende Bürgermeisterin im Übrigen völlig unadäquat). Ich empfehle Ihnen die Bücher des Kindertherapeuten und Psychologen Wolfgang Bergmann (u.a. Die Kraft der Elternliebe) und die informativen Beiträge auf www. familie-ist-zukunft.de.

Mit freundlichen Grüßen,
Susanne Mockler

Sehr geehrte Frau Ziegler

haben Sie Kinder zur Welt gebracht? Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie können Sie nur die Vorstellung haben, Krippenplätze für Kinder unter einem Jahr verordnen zu wollen?
Ich bin Großmutter von zwei Enkelkindern, selbst berufstätig gewesen (aber erst als meine Kinder 3 Jahre alt waren und dann ansteigend mit dem Lebensalter der Kinder von einer Teilzeit- bis zur Vollzeitbeschäftigung).
Meine Tochter ist heute ebenfalls, nachdem ihr letztes Kind drei Jahre alt war, berufstätig. Die Kinder sind vormittags im Kindergarten, wollen aber gern mittags nach Hause. Sie dürfen auch einen „Kuscheltag“ zu Hause haben, wenn die Kinder es wünschen. Auch der Kindergarten ist und darf nicht zwangsverordnet sein.
Ich empfehle Ihnen eine Hospitation im Kindergarten „Arche“ in Bremen auf dem Gelände des Krankenhauses Bremen-Ost. Da können Sie lernen, mit welcher Behutsamkeit die Kinder in den Kindergarten eingeführt werden, nämlich immer in Begleitung der Mutter über längere Zeit, bis die Kinder freiwillig im Kindergarten bleiben.
Wir als Großeltern sind ebenfalls für die Kleinen da, aber dennoch kein Ersatz für Vater und Mutter.
Unsere kleine Enkeltochter äußerte sich einmal als Dreijährige uns gegenüber, als sie für viele Stunden bei uns war: „ Was haben wir nur für Eltern, die uns nicht abholen, wenn es schon dunkel ist!“

Also fragen Sie doch die Kinder, ob Sie bei der Mutter oder in der Krippe sein wollen und verfügen Sie nicht einfach über sie!

Wenn Sie wirklich für die Kinder etwas tun wollen, so unterstützen Sie doch die Mütter finanziell als Politikerin. Für die Banken werden doch auch über Nacht Milliarden zur Verfügung gestellt!!

Kinder haben auch Rechte und eine Menschenwürde!

Ihre „Fürsorglichkeit“ scheint mir nur eine Ideologie zu sein und es hat den Anschein, dass Sie jeglicher Erfahrung im Umgang mit Kindern entbehren oder dass Sie sich einfach über die Bedürfnisse der Kleinsten unserer Gesellschaft hinwegsetzen.

Oder haben Sie möglicherweise selbst schlechte Erfahrungen mit Ihren Eltern gemacht? Halten Sie alle Eltern für „Rabeneltern“, dass Sie eine Krippenverordnung allen Eltern aufzwingen wollen? Wir leben noch nicht in einer Diktatur! Daher unterlassen Sie bitte Ihre Zwangsverordnungen!!

Mit freundlichen Grüßen
Elfriede Streuek

„Wir brauchen Krippenplätze…“ Delmenhorster Kreisblatt 25.11.2008

Sehr geehrte Redaktion,

solange die Behauptung der Sozialdemokratin Christel Zießler über die Zunahme von Alleinerziehenden in kein Verhältnis zu Nicht-Alleinerziehenden gerückt wird, ist sie untauglich, um daraus kopflos in Panik ein allgemeines Gesetz zu machen.

Dass Frau Zießler diese von ihr festgestellte Entwicklung begrüßt, wird man ihr fairerweise nicht unterstellen wollen.
Vielmehr verbindet sie damit ihre Sorge um den vernachlässigten Nachwuchs ohne „geregelten Tagesablauf“.

Statt sich zu fragen, wieso es überhaupt bedauernswerte Zustände gibt und welches die Ursachen sind, wo also Sand im Getriebe des „Tagesablaufs“, ja des Lebensverlaufes ist, stellt sich die Mehrheit der Politiker von vornherein auf einen Reparaturbetrieb ein, den sie dann auch noch hochrechnend verallgemeinert.

Das ist so, als würde man es hinnehmen, fortwährend sehr reparaturanfällige Autos zu bauen, damit die Reparaturspezialisten in Lohn und Brot bleiben, statt Ingenieure zu befähigen, konkurrenzlos gute Autos zu entwickeln.

Alle Lebenserfahrung besagt, dass nur guter Boden und gutes Klima gute Bäume wachsen läßt, die gute Früchte tragen.
Und wer würde nicht gute Früchte den schlechten vorziehen.

Deshalb ist es unvernünftig, alle Aufmerksamkeit einem mangelhaften Istzustand zuzuwenden, statt einen mängelfreien Sollzustand anzustreben. Gewiss muss dem einzelnen Verunglückten geholfen werden. Aber wo käme denn ein Land hin, wenn man ausnahmslos alle Landsleute als Verunglückte betrachtete und an ihnen herumkurierte?

Frau Zießler ist bedauerlicherweise mit ihren Rezepten zu kurz gesprungen, weil ihre verordnete Medizin aus der Mottenkiste des naturgemäß gescheiterten Sozialismus stammt.
Warum ist es nur so fernliegend, aus der doch noch so naheliegenden Geschichte zu lernen?

Mit traurigen Grüßen
Leonhard Hoffmann Dipl.-Ing.

Sehr geehrte Frau Zießler,

ich bekam ihren Artikel zugeschickt. Da mich das Thema als Mama von 4 Kindern auch interessiert und ich aus der ehemaligen DDR komme, wo es ja genug Krippen gab, möchte ich Ihnen gerne ein paar Zeilen dazu schreiben.

Es gibt in der heutigen Zeit einen Bedarf an Krippenplätzen, da gebe ich ihnen Recht. Es gibt alleinerziehende Frauen, die nicht genug Geld vom Staat bekommen, ihre Kinder bis 3 Jahre zu Hause zu betreuen, es gibt Studentinnen, die ihr Studium nicht lange unterbrechen möchten (da es sowie so schon recht lange dauert), es gibt Frauen, die Angst haben, den Anschluss in ihrem Job zu verpassen usw.

Eine Befragung des heutigen Klientels hat einen Bedarf an Krippenplätzen von 1/3 der Mütter festgestellt. Es gibt aber auch Frauen, wie ich, die 10-15 Jahre gearbeitet haben, sich dann bewusst für Kinder entscheiden und diese auch verantwortungsbewusst, mit geregeltem Tagesablauf und viel Liebe versorgen und erziehen möchten. Die Mehrzahl der Mütter kann das auch gut, da gibt es hoffentlich keine Frage. Von diesen Frauen kenne ich auch reichlich. Sie genießen diese Zeit mit ihren Kindern, denn diese Zeit ist nur relativ kurz und in dieser Zeit bekommen Kinder den nötigen Halt in ihrer Familie vermittelt.

Danach kommt die Zeit, wo Kinder sich abnabeln wollen und sollen und oft gerne in einem Kindergarten mit Gleichaltrigen spielen. Denn mal ehrlich, welche Babys und Kleinkinder kochen und backen denn schon gerne. Im Kindergarten kommt diese Zeit. Es gibt genügend Bindungsforscher, die wissenschaftliche Studien gemacht haben, was Kinder in diesem“ zarten Alter“ von 0-3 Jahren brauchen. Sicherlich kein Kind stirbt davon, in einer Krippe versorgt zu werden, satt, sauber, trocken, auch viele alte Menschen überleben dies eine Zeitlang – aber reicht das als Start in ein anstrengendes Leben oder ist es das wohlverdiente Ruhealter? Wenn Babys und Kleinkinder von ihren Müttern betreut werden, dann haben sie aus meiner Sicht einen besseren Start ins Leben, als schon frühzeitig in kollektiven Einrichtungen untergebracht zu werden. Viele Frauen fühlen sich auch nicht besonders gut dabei, ihre kleinen Kinder so frühzeitig aus der Hand zu geben, ich habe auch hierzu eigene Erfahrungen gemacht, bei unserer ältesten Tochter. Es war immer wieder schwer, das weinende Kind bei einer fremden Frau zu lassen, das war nicht lustig. Ich habe einige Nächte im Monat gearbeitet, dass es nicht so häufig vorkam.

In der ehemaligen DDR wollte man die Frauen schnell wieder in den Produktionsprozess haben, denn sie waren gute Fachkräfte und man war auf sie angewiesen, doch zum Wohl des Kindes, der Frauen und der Familie überhaupt war es nicht unbedingt. Es gab sogar Wochenkrippen – wissen sie das? Das war natürlich die Perversion des Ganzen. Es gibt Berichte im Internet von Betroffenen, die sich heute dazu äußern, wie sie diese Zeit erlebt haben, wie es ihnen heute geht, welche Verhältnisse sie zu ihren Familien oder Müttern haben. Es ist immer schwierig, wenn der Mensch alles haben möchte. Es bleibt dabei etwas auf der Strecke, meistens das schwächste Glied in der Kette. Ich würde es als schrecklichen Verlust sehen, wenn wir in einem demokratischen Staat, der wir ja noch sein wollen, es zur Pflicht machen, unser kostbarstes Gut, unseren Nachwuchs, in kollektive Einrichtungen zu schaffen, wo eine Erzieherin sich um 6-8 kleinste Kinder kümmern soll, das Ganze natürlich im Zwei-Schicht-System. Das Kind muss sich also 3x am Tag auf eine andere Bezugsperson einstellen. Wie viel Individualität und Entscheidungsfreiheit haben wir dann noch in unserer Demokratie. Haben Sie sich das mal gut überlegt. Ich weiß jetzt nicht, wie alt Sie sind, aber was meinen Sie dazu, wenn in 20 Jahren diese Kinder sagen, alle Alten, also auch Sie, werden zwangseingewiesen in ein Altenheim, dort ist gute Betreuung, satt sauber, trocken, das reicht. Aus Ihrer Sicht ist es dann vielleicht auch das Beste für Sie. Waren sie schon mal einen ganzen Tag in einer KinderKrippe oder in einem Altenheim. Es gibt nur wenige glückliche und zufriedene Menschen dort. Schauen Sie es sich bitte mal an. Es ist eine Möglichkeit, Menschen zu versorgen – aber das Beste ist es bei wenigen Ausnahmen.

Ich grüße Sie ganz herzlich, vielleicht wollen wir uns ja mal weiter austauschen.

Dagmar Hannebauer

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Erstaunen und Verärgerung habe ich zunächst zur Kenntnis genommen, dass Sie in Ihrer Zeitung am gestrigen Dienstag den o.g. Artikel gebracht haben. Erstaunt und verärgert haben mich die Äußerungen von Frau Zießler. Als Vater von 4 Kindern kann ich die Äußerungen nur unter der Sichtweise verstehen, dass immer mehr Ehen geschieden werden oder Frauen ohne festen Partner schwanger werden und die Kinder austragen, dass es immer mehr Einzelkinder gibt, weil „man“ sich Kinder ja nicht mehr leisten kann … und dass der Staat hier helfend unter die Arme greifen muss -, was sicherlich in Einzelfällen nötig ist.

So viel zu meinen Gründen des Verstehens. Diese Argumente könnte ich auf der Haben-Seite verbuchen, um es mal technisch auszudrücken.

Auf der Soll-Seite, und das wiegt für mich viel schwerer, steht für mich das Wohl der Kinder!
Und da zeigen mir viele Wissenschaftler, wie sich die Auswirkungen darstellen können. Wir haben als Eltern und Erwachsene für unsere Kinder die Verantwortung, ihnen die Zukunft so gut wie möglich zu erschließen. Das geht aber nur, wenn wir sie von unseren egoistischen Wünschen befreien.

Das Kindergehirn benötigt zum Wachsen und Reifen eine feste Bezugsperson. Die vielen Verknüpfungen, die im kindlichen Gehirn entstehen können, die dann den Erwachsenen ausmachen, können eben nicht oder nur sehr beschränkt entstehen, wenn durch die mangelnde Bezugsperson beim Kind der Cortisolspiegel im Gehirn ansteigt. Das Cortisol wird als Stresshormon bezeichnet, ist zu Beginn des Tages hoch und fällt normalerweise zum Abend hin ab. Bei Kindern in Krippen gibt es eindeutig den umgekehrten Trend: der anfangs hohe Spiegel erhöht sich im Verlauf des Tages noch mehr. Dadurch ist das Wachstum der Dendriten im Gehirn behindert, es entstehen nicht so viele Verknüpfungen.

Mit der Bindung, die Kinder im Alter von 0-3 Jahren zu einem ihm nahe stehenden Menschen aufbauen, bauen sie auch Urvertrauen auf. Durch mangelnde Bindung kann diese Urvertrauen nicht aufgebaut werden, der so sozialisierte Erwachsene wird später nur sehr schwer selber Bindungen zu andern Menschen aufbauen oder Kontakte knüpfen bzw. sie aufrechterhalten können. Als sicher anzunehmen gilt auch der Zusammenhang mit im Erwachsenenalter erhöhter Gewaltbereitschaft (inwieweit die Amokläufe in Finnland Ausfluss dieser dort seit langen Jahren praktizierten „Erziehung“ ist, kann nur spekuliert werden; dafür spricht aber einiges!).

Wichtig erscheint mir auch, dass Frau Zießler als Politikerin mit ihren Forderungen, die zweifelsohne gerade en vogue sind, gegen unsere Verfassung verstößt. Leider gebietet die Verfassung eine Gleichbehandlung aller Menschen, also auch der Eltern, die ihre Kinder in der Familie erziehen möchten. Hier sollte sich Frau Zießler ihre Worte besser überlegen, denn ob sie vor dem Bundesverfassungsgericht (BVerfG) Bestand haben würden, ist doch sehr fraglich. Auch wenn in der vergangenen Woche das sog. „Kinderförderungsgesetz“ verabschiedet worden ist, ist noch nicht sichergestellt, ob es nicht vom BVerfG verworfen wird, da es erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken gibt.

Viel wichtiger als Krippenplätze zu schaffen, erscheint mir, den Alleinerziehenden und Familien finanziell unter die Arme zu greifen – bitte ersparen Sie Ihren Lesern die Mär von den 184 Mrd. Euro an jährlicher Familienförderung. Wie kann es sein, dass Kinder heute (trotz angeblicher hoher Förderung durch die Politik) in unserem Lande das Armutsrisiko Nummer 1 darstellen??? Kinder sind unsere Zukunft! Ohne sie kann unser Land nicht überleben. Welche Auswirkungen der nun über 30-jährige Geburtenmangel hat, bekommen wir heute z.T. schon zu spüren, in max. 10 Jahren noch mehr!!! Und hier muss ich dann auch die von der Politik noch nicht umgesetzten BVerfG-Urteile der vergangenen Jahre anführen. Wir befinden uns aus Sicht des BVerfG in ständigem Verfassungsbruch, weil den Familien das vorenthalten wird, was ihnen zusteht! Ob es mit den Familien und Kindern in unserm Lande so schlecht bestellt wäre, wenn die Urteile (ordentlich!) umgesetzt wären, wäre hier zu fragen!

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich mir bewusst bin, dass ich angeblich einer Minderheit angehöre, da angeblich eine Mehrheit für den von der Regierung eingeschlagenen Weg votiert. Viele Untersuchungen und meine Logik sagen mir, dass dem nicht so ist! Hier wird von der Politik ein Bild gemalt, das dem Willen des Volkes nicht entspricht – die Regierung regiert hier am Volk und dessen Willen vorbei, auch wenn noch so viele Medienberichte anderes behaupten wollen! Eine andere etwas gewagte Behauptung wäre die, dass die Politik mit ihren Gesetzen und Verordnungen die Misere, zu deren Behebung nun die in Ihrem Artikel genannten Maßnahmen ergriffen werden, erst herbei geführt hat (wie es seiner Zeit in Schweden der Fall war). Die Quittung bekommt die Politik bei den Wahlen durch mangelnde Beteiligung oder Wahl von extremen Parteien …

Ich würde mir von Ihnen als verantwortungsvolle Redakteure wünschen, dass sie sich wirklich um objektive Berichterstattung bemühen und nicht einseitigen Meinungsäußerungen den Vorzug geben. Das schadet den Subjekten der Sache, den Kindern – und zwar massiv!!!
Mit freundlichem Gruß und Segenswunsch
Andreas Häußler

Sehr geehrte Frau Zießler,

Ihre Begeisterung für eine neu eröffnete Einrichtung in Ehren, und Ihre Anerkennung für das pädagogische Personal ebenso. Aber muss Ihre Begeisterung gleich so weit gehen, dass Sie die Einrichtung für alle verpflichtend machen ? Also, als Mutter einer 18-jährigen Tochter empfinde ich Ihren Vorstoß als Großangriff gegen alle Eltern. Dass es Fälle von Vernachlässigung gibt, ist schlimm genug. Aber dem wollen Sie dadurch begegnen, dass dann alle Eltern ihre Kleinkinder tagsüber weggeben sollen? Wer sein Kind emotional und körperlich vernachlässigt oder misshandelt, hat selbst emotional einen blinden Fleck und tut dies auch nach Feierabend oder in der Nacht. Fragen Sie mal die sozialen Dienste oder den Kinderschutzbund !
Davon mal abgesehen: Was kann eine Kinderkrippe leisten? Den Kleinen eine sichere und zugleich interessante Umgebung bieten, die dazu einlädt, die Welt krabbelnd zu erforschen, mit einer erwachsenen Person im Hintergrund, zu der es immer wieder vertrauensvoll von seinen Streifzügen zurückkehren kann? Jemanden, der freudig antwortet und motivierend das Gesicht zuwendet, wenn das Kind den Dialog sucht in Mimik, Gestik und ersten Sprechversuchen? Da unterscheiden sich Wunsch und Wirklichkeit weit voneinander, wenn in Krippen 10-12 Kinder von zwei Erzieherinnen betreut werden, die ständig damit beschäftigt sind, das eine zu wickeln, das andere zu füttern und das nächste zu trösten. Wie viele Krippen haben Sie schon von innen gesehen ?
Sie sagen, für viele Kinder seien Kochen und Backen Fremdwörter. Wohl wahr. Dieses Defizit kann aber bei der bestehenden Personalsituation von den Kindergärten und Krippen nicht aufgefüllt werden. Darauf hat man mich schon im Jahr 1994 hingewiesen, als meine Tochter im Kindergarten war. Nach Aktivitäten wie Kochen und Backen habe ich damals nämlich vergeblich gefragt. Das habe ich dann mit meinem Kind zuhause gemacht, wie so vieles andere, was der Kindergarten nicht leisten konnte. Und das als Alleinerziehende. Sind die Betreuungsangebote etwa heute qualitativ besser? Bei unverändertem Personalschlüssel ? Machen wir uns doch nichts vor.
Die Entwicklung meiner Tochter, die die Schule immer mühelos bewältigt hat, inzwischen auf das Abitur zugeht, viele Freunde hat und zu der ich eine gute Beziehung habe, gibt mir recht. Da muss ich mich nicht pauschal beleidigen und meine Erziehungsfähigkeit in Frage stellen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Martina Schoppe

Liebe Frau Zießler,

danke für Ihr Engagement für Alleinerziehende. Ihnen ist aber sicher klar geworden, dass die oben von Ihnen zitierte Aussage Sie in ein intellektuell und politisch unvorteilhaftes Licht rückt! Denn mit den wahrlich belasteten Alleinerziehenden gegen die ebenso belastete, aber verdienstreiche Elternarbeit zu argumentieren, wäre, wenn Sie es so gesagt haben sollten, mehr als unlogisch! Weil einige Kälbchen keinen artgerechten Stall mehr haben, möchten Sie allen anderen Kälbchen ihren artgerechten Stall ebenfalls wegnehmen? Das versteht niemand! In Schweden bezahlt man heute Mütter fürs Zuhausebleiben, weil man durch leidvolle Erfahrung weiß, dass Elternarbeit qualitativ im Durchschnitt wesentlich besser und volkswirtschaftlich um ein Mehrfaches billiger ist als die staatliche Fremdbetreuung! Das Emanzipationspathos deutscher Öffentlichkeit hinkt eben immer einige Jahrzehnte hinter den Fakten her. Ich gehe einmal davon aus, dass Sie nur verkürzt zitiert worden sind und wünsche Ihnen für Ihre wirklich verantwortungsvolle Tätigkeit viel Erfolg und – wichtig über diese Adventszeit hinaus – viel Segen für Sie persönlich!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Helmut de Craigher

Sehr geehrte Frau Zießler,

Nein, wir brauchen keine Krippenplätze. Was wir brauchen, ist eine Schulung der Eltern auf drei Ebenen: erzieherisch, hauswirtschaftlich und geistlich bzw. religiös. Laut BGB ist Erziehung zuerst Elternpflicht. Krippen-Erziehung ist für den Notfall. Wann wird endlich nach dem Kindeswohl entschieden? Kinder und Eltern wollen nicht getrennt werden. Jetzt nun nicht alle Familien zum Notfall stilisieren!
Freundlichst
Helga Boch

Betr.: Ihre Einstellung zur Familie und zur Kindererziehung

Sehr geehrte Frau Zießler,

mit Bestürzung habe ich Ihre Äußerungen im „Delmenhorster Kreisblatt“ vom 25.11.2008 gelesen, in denen Sie externe Betreuungsplätze für Kleinstkinder fordern mit der Begründung: „…damit alle Kinder einen geregelten Tagesablauf kennenlernen und Kochen und Backen für sie keine Fremdwörter bleiben“.

Ja, was machen denn 99 % der Familien mit Ihren Kindern? Sie bieten Ihren Kindern einen geregelten Tagesablauf, Kochen und Backen mit ihnen und geben ihnen vor allem die LIEBE, die keine Krippenbetreuerin geben kann: Letztere machen lediglich ihren Job, Eltern lieben dagegen – das ist der Unterschied!

Von daher diffamieren Sie mit Ihren Äußerungen pauschal den Großteil der deutschen Eltern, die sich ganz liebevoll um ihren Nachwuchs kümmern, aufs Heftigste. Dagegen protestiere ich. Schämen Sie sich, Frau Zießler!!!

Die leider zunehmenden Missstände in den Familien sind ein Ergebnis der zunehmenden Verarmung, doch diese hat ihre Ursache vor allem in der verfassungswidrigen Politik: Das Bundesverfassungsgericht hat die Bundesregie­rung in seinen vier familienrelevanten Urteilen (1. Das Urteil zum steuerfreien Existenzminimum vom 29. Juni 1990; 2. Das „Trümmerfrauenurteil“ vom 7. Juli 1992; 3. Das „Kinderbetreuungsurteil“ vom 10. November 1998 sowie 4. Das Pflegeversicherungsurteil vom 3. April 2001 dazu aufgefordert, die Steuer- und Abgabenlast für erziehende Eltern so zu senken, dass diese mit einem Erwerbseinkommen auskommen und der andere Elternteil die Kinder erziehen kann. Doch diese höchst richterlichen Urteile werden konsequent ignoriert.

Und wo ich schon beim Thema „Verfassung“ bin: Das Grundgesetz erteilt in §6 klar den Eltern den Erziehungsauftrag und nicht dem Staat in Form von Krippen, Horten oder Ganztagsschulen – allein von daher ist die Politik der Fremdbetreuung von Kindern außerhalb der Familie klar verfassungswidrig.

Als Politikerin sollten Sie sich an die Verfassung halten und sich dafür einsetzen, dass junge Eltern die Rahmenbedingungen erhalten, damit sie ihren Nachwuchs verfassungskonform IN der Familie erziehen können.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Bloch


Verantwortung für die Familie e.V.