Zum Muttertag

Wir sind nicht Angelina – und das ist auch gut so.

von Evelyn Holst

Schon immer waren sie mir suspekt, diese „Supermütter“!

Im normalen Leben trifft man sie manchmal auf dem Spielplatz, wo sie „Ich nehme den ganz frühen Flieger nach Frankfurt“ ins Handy rufen, während sie mit der anderen Hand ihrem Nachwuchs zuwinken, der gerade auf der Rutsche steht. Dass im Hintergrund die Nanny steht und übernimmt, wenn Mami ins Meeting muss, das sieht ja keiner.
Eins weiß ich aus Erfahrung – Kinder und Karriere gehen nur zusammen, wenn eins von beiden zu kurz kommt.

Keine Frau schafft 16-Stunden Arbeitstage plus Vielfliegerei und ist dann nicht total genervt, wenn zu Hause der Mann „Was gibt’s zu essen, Schatz?“ ruft. Und sich die Kinder, weil noch klein und niedlich, kreischend auf sie stürzen, oder, weil schon groß und nervig, gerade wieder eine Mathearbeit versaut haben.
Wenn beide Eltern Karriere machen, ist der Kühlschrank nicht gefüllt, die Blumen vertrocknen, die Wäsche bleibt ungebügelt. Am gemütlichsten ist es da, wo die Frau gern zu Hause bleibt.

Deswegen regen mich Frauen so auf, die uns weismachen wollen, dass alles möglich ist: Superkarriere,heiße Nächte mit dem Ehemann, jede Menge Kinder und dabei noch aussehen wie Angelina Jolie.

Bin ich die Einzige, die diese Frau für anstrengend und total unglaubwürdig hält? Die Mitleid mit den Jolie-Pitt-Kindern hat, die nonstop durch die Welt und das Blitzlichtgewitter der Paparazzi geschleift werden und nirgendwo zu Hause sind.

Ich weiß, wie moralinsauer ich gerade klinge, aber wenn ich noch ein einziges Foto von Brangelina sehe, top durchgestylt, ihre sechs Kinder dekorativ um sie herum, auf dem Weg zu Dreharbeiten oder einer Preisverleihung (beide sind natürlich nominiert), dann kotze ich! An dieser Stelle gestehe ich auch einen leichten Heidi-Klum-Überdruss.
Superkarriere auf allen Kanälen, erfolgreichen Mann, bald 4 Kinder und drei Tage nach der Geburt wieder ein Victoria-Secret-Auftritt mit einem Bauch, flach wie die Norddeutsche Tiefebene, da kommt bei mir einfach schlechte Laune auf. Da fühle ich mich wie ein angepikster Ballon, aus dem langsam die Luft entweicht.

Wollen wir nicht alle einfach mal ganz tief Luft holen und „Wir sind nicht Angelina, wir sind nicht Heidi – und das ist auch gut so!“ rufen?
Quelle: Bild, 9.5.09

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