Gender Mainstreaming – Die globale Kulturrevolution
Hinter dem Rücken der gewählten demokratischen Willensbildungsinstitutionen und hinter dem Rücken des öffentlichen Bewusstseins ereignet sich derzeit eine Kulturrevolution, die im Begriff ist, die Sozialstruktur der Gesellschaft in ihrem innersten Kern zu verändern. Es geht um die Auflösung der Geschlechtsidentität von Mann und Frau, der sexuellen Normen und der sozialen Formen, die sich darauf gründen: Ehe, Familie, Mutterschaft und Vaterschaft. Diese Kulturrevolution geht von den Vereinten Nationen aus und wird von der Europäische Union mit allen politischen, gesetzlichen und finanziellen Mitteln vorangetrieben. Ihr Name ist Gender Mainstreaming.
Die Mitgliedstaaten werden von der EU zur Implementierung der neuen Normen gezwungen, soweit sie diese nicht bereits zum „Leitprinzip und zur Querschnittsaufgabe der Politik“ gemacht haben, wie es in Deutschland seit 1999 und in Österreich seit 2000 durch die Bildung der Interministeriellen Arbeitsgruppe für Gender Mainstreaming (IMAG GM) der Fall ist (1).
Was bedeutet „Gender“?
Gender heißt auf Englisch Geschlecht. Vor der Umdeutung durch den Radikalfeminismus war gender ein grammatikalischer Begriff, der das Geschlecht eines Wortes bezeichnete. Auch sex bedeutet Geschlecht, aber der Begriff ist festgelegt auf die zwei Geschlechter Mann und Frau und deren Identität mit dem eigenen Geschlecht. Die Gender Perspektivesoll diese Identität aufheben. Sie ist ein in sich geschlossenes Glaubenssystem, das behauptet, die Zweigeschlechtlichkeit sei nur eine gesellschaftliche Konstruktion. Die biologischen Unterschiede wären ohne Bedeutung für die Identität eines Menschen und seine sexuelle Orientierung, so dass das soziale Geschlecht ein anderes sein könne als das biologische Geschlecht. Es gehöre zur Freiheit des Menschen, sein Geschlecht und seine sexuelle Orientierung zu wählen. Nicht zwei Geschlechter gebe es, sondern mindestens sechs: Mann und Frau jeweils in der Ausgabe heterosexuell, homosexuell, bisexuell. Es geht um die Schaffung eines von der Natur „emanzipierten“ neuen Menschen.
Dies vertritt etwa Rebecca J. Cook, Rechtsprofessorin an der Universität von Toronto, Verfasserin des offiziellen Beitrags der UN für die 4. Weltfrauenkonferenz in Peking, 1995. Die weibliche und männliche Geschlechtsdifferenz sei eine zu tilgende „Konstruktion der Sozialwirklichkeit“(1). Es handelt sich hier nicht um die abstruse Sicht einer Einzelperson, vielmehr wird diese Auffassung an den westlichen Universitäten unter dem Begriff Gender Studies gelehrt und in der Gesellschaft mit den Macht- und Finanzmitteln des Staates, der UN und EU politisch durchgesetzt. Gender Mainstreaming ist ein boomender Markt.
Philosophischer Hintergrund: Der Relativismus
Diese die Natur missachtende Pervertierung der Wirklichkeit hat philosophische Hintergründe. Die große Strömung, die bei dem Griechen Protagoras 400 Jahre vor Christus seinen Anfang nahm, ist der Relativismus, der die Erkennbarkeit von objektiver Wahrheit negiert. Protagoras formulierte den Satz: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge.“ Wer aber ist der Mensch? Definiert er sich selbst – bis hin zur „Emanzipation“ von seiner biologischen Natur? Ist er ein Zellhaufen, der beliebig genmanipuliert, ja geklont werden kann, ein höher entwickelter Affe oder ein Ebenbild Gottes mit unantastbarer Würde? Die Antwort, die eine Gesellschaft auf diese Frage gibt, hat Einfluss auf die Lebenswirklichkeit jedes einzelnen Menschen.
Mit der Negierung der Möglichkeit, Wahrheit zu erkennen und daraus einen Maßstab für gut und böse abzuleiten, konnte die Philosophie und Wissenschaft zur Magd von Interessen werden und damit zur Ideologie verkommen. Die prägendste Geisteshaltung des 20. Jahrhunderts, die heute als weitverbreiteter latenter Unterbau sowohl wissenschaftlicher als auch populärer Meinung weiterexistiert, ist die von Marx und Engels postulierte Utopie einer klassenlose Gesellschaft, welche die Gleichheit aller Menschen anstrebt. Die als Wissenschaft ausgegebene Ideologie wurde zum Instrument einer Revolution, die den radikalen Feminismus hervorbrachte.
Kommunismus: der Wurzelboden des Feminismus
Den ideologischen Grundstein legte Friedrich Engels, indem er behauptete: „Der erste Klassengegensatz, der in der Geschichte auftritt, fällt zusammen mit der Entwicklung des Antagonismus von Mann und Weib in der Einzelehe und die erste Klassenunterdrückung mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche“(3). Um diesen Klassengegensatz abzuschaffen, genügte es der einflussreichsten Feministin des letzten Jahrhunderts, Simone de Beauvoir, nicht, für die notwendige Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern zu kämpfen, sondern die Wesensbestimmung von Mann und Frau durch ihr biologisches Geschlecht zu negieren. Sie formulierte den berühmten Satz: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“(4).
Die geistigen Väter der Studentenrebellion von 1968, Adorno, Horkheimer, Marcuse, Wilhelm Reich, flankierten diesen Schlachtruf mit der theoretischen Demontage der „autoritären Familie“ und der Legitimation und praktischen Agitation für die Auflösung der jüdisch-christlichen Sexualmoral im Dienste einer sogenannten „sexuellen Befreiung“. Vierzig Jahre später stehen wir vor dem Scherbenhaufen von Ehe, Familie und Fortpflanzung.
Dekonstruktion der bipolaren Geschlechtlichkeit
Die Sozialgestalt von Männlich und Weiblich in einer gegebenen Gesellschaft ist variabel, aber es handelt sich doch zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften um Variationen über das Thema Mann und Frau. Die jeweilige Ausprägung der polaren Geschlechtsdifferenzierung entsteht und wandelt sich in einem historisch gewachsenen Prozess, der für die Identität eines Volkes, seines Wertefundaments, seiner sozialen Institutionen, und der Lebensformen seiner Mitglieder bestimmend ist und durch Bräuche, Normen und Gesetze gesichert wird. Unserer Zeit ist es vorbehalten, die existentielle und soziale Relevanz der biologischen Geschlechtsidentität zu leugnen und die über Jahrtausende historisch gewachsene Identität von Mann und Frau durch eine kulturelle Top-down-Revolution willkürlich zu zerschlagen.
Während die Frauenbewegung aus der realen Unterprivilegierung der Frauen entstand und ihre überfällige Gleichberechtigung erkämpfte, stehen hinter Gender Mainstreaming die international vernetzten Nicht-Regierungs-Organisationen der Radikalfeministinnen und Homo- und Lesben-Organisationen, die in den Chefetagen der UN und EU Einzug gehalten haben. Es handelt sich nicht um eine Kulturrevolution, die aus realen Bedürfnissen eine relevanten Bevölkerungsgruppe hervorgeht, sondern sie wird den ahnungslosen Bürgern durch staatlichen Eingriff in die gewachsene Sozialstruktur durch social engineeringaufgezwungen.
Chefideologin ist die Professorin Judith Butler, die an der University of California und an der Europäische Universität für Interdisziplinäre Studien, Schweiz, lehrt. Sie gehört der Führungsspitze der International Gay and Lesbian Human Rights Commission an, einer internationalen Homosexuellenorganisation. Geschlecht hält Judith Butler für eine kulturelle Konstruktion, die dekonstruiert werden kann und soll. Das „biologische Geschlecht“ [Anführungszeichen von Butler] sei eine durch „Sprechakte erzwungene Materialität“, welche das „Regime der heterosexuellen Hegemonie“ aufrechterhalte. Die Bildung des Subjekts verlange die Identifizierung mit dem „normativen Phantasma der ‚Geschlechts‘ “(5).
Judith Butler weiter: „Wenn man davon ausgeht, dass das Geschlecht eine von der Sexualität völlig unabhängige Konstruktion ist, wird es zu einem Kunstprodukt, frei von Fesseln. Folglich könnten Mann und männlich sowohl einen weiblichen als auch einen männlichen Körper bezeichnen; Frau und weiblich könnten ebenfalls sowohl einen männlichen als auch einen weiblichen Körper bezeichnen“(6). Hier wird die Lebenswelt der verschwindenden Minderheit von Transsexuellen zur Norm erklärt.
Shulamith Firestone, eine weitere Vordenkerin der Gender-Ideologie, schrieb 1987: „Frauen müssen nicht nur wieder in den Besitz der uneingeschränkten Eigentumsrechte über den eigenen Körper gelangen, sondern auch vorübergehend die Kontrolle über die Fruchtbarkeit des Menschen übernehmen, also über die neue Bevölkerungsbiologie wie auch über alle sozialen Institutionen, die mit Geburt und Erziehung der Kinder zu tun haben… die feministische Revolution [muss], im Gegensatz zur ersten feministischen Bewegung, nicht einfach auf die Beseitigung männlicher Privilegien, sondern der Geschlechtsunterschiede selbst zielen: genitale Unterschiede zwischen den Geschlechtern hätten dann keine gesellschaftliche Bedeutung mehr“(7).
Die vorherrschende Heterosexualität wird als „Zwangsheterosexualität“ diffamiert, die der „natürlichen polymorph-perversen Sexualität“ weichen solle (8). Dass die Abtreibung eine globale Agenda des Gender Mainstreaming ist, folgt daraus mit Notwendigkeit.
Ist erst einmal die biologische Geschlechtsidentität von Mann und Frau dekonstruiert, so steht der Dekonstruktion der sozialen Rollen und Institutionen nichts mehr im Wege. Weil kein Bereich der Gesellschaft von den Einflüssen der bipolaren Geschlechtlichkeit frei ist, sind alle Bereiche des sozialen Lebens Zielscheibe der Dekonstruktion: Ehe, Familie, Vaterschaft, Mutterschaft, Erziehung, Sprache, Arbeit, Kultur, Religion. Das nennt sich „undoing gender“.
Wer in den Gender-Publikationen nach klar formulierten Zielen sucht, der tut es vergeblich. Auf diese Weise wird möglicher Widerstand unterlaufen. Stattdessen werden zweideutige, undefinierte Begriffe verwendet, die sich hinter dem proklamierten Ziel der „Geschlechtergleichheit“ verbergen (9).
4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking 1995
Es ging um viel, als die Radikalfeministinnen auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking mit strategischer Weitsicht durchsetzten, dass in den Dokumenten das Wort sex durch das Wortgender ersetzt wurde. Über die skrupellose Manipulation und den erfolglosen Widerstand familienorientierter Delegationen, insbesondere aus den Entwicklungsländern, berichtet die Teilnehmerin Dale O’Leary in ihrem Bucher The Gender Agenda (10). In Peking wurde eine „Aktionsplattform“ verabschiedet, die zwar völkerrechtlich nicht bindend ist, die aber innerhalb der folgenden zehn Jahre von 191 Staaten unterzeichnet und in konkrete politische Maßnahmen umgesetzt wurde.
Ein Ziel der Aktionsplattform ist die 50:50 Gleichheit von Frauen und Männern in allen Berufs- und Lebensbereichen. Frauen sollen fünfzig Prozent aller Arbeitsplätze bis hin zu den höchsten Ämtern einnehmen, und Männer sollen gezwungen werden, fünfzig Prozent der Säuglings- und Kinderpflege zu übernehmen. In diesem Zusammenhang wird die staatliche Forcierung der Krippenbetreuung von Kleinkindern verständlich.
Die Durchsetzung einer solchen Quotenregelung ist ein staatlicher Eingriff in das Recht von Männern und Frauen, ihr Familien- und Berufsleben in Freiheit selbst zu bestimmen. Sie bedeutet praktisch eine Diskriminierung aller Mütter und Väter, die es in einer bestimmten Lebensphase als Hauptaufgabe der Frau ansehen, ihren eigenen Kindern innerhalb der Familie gute Wachstumsbedingungen zu schaffen. Gender Mainstreaming oktroyiert allen Frauen die berufstätige, familiär ungebundene Frau als Leitbild auf. Die Worte Ehe, Familie, Mutter, Vater, Kinder kommen in der „Aktionsplattform“ nicht vor.
1998 verpflichtete sich die EU, für die Berücksichtigung der Gender-Perspektive auf politischer Ebene zu sorgen. Im Vertrag von Amsterdam 1999 (Art. 2 und 3) war von der „Gleichstellung von Frauen und Männern“ und von „der Beseitigung der Ungleichheiten“ die Rede; in der EU-Grundrechtscharta von Nizza 2000, (Art. 23) ging es bereits um die Sicherstellung der „Gleichheit von Männern und Frauen“.
Männer und Frauen sind aber nicht gleich. Offenbar wird von den Radikalfeministinnen Verschiedenheit in Ungleichheit umgedeutet, und Ungleichheit in Ungerechtigkeit. Ob Männer und Frauen vom Staat gleich gemacht werden wollen, fragte niemand. Der ganze Prozess vollzog und vollzieht sich außerhalb demokratischer Legitimation und ohne jeden öffentlichen Diskurs. Dies ist eine generelle Strategie der UN, die seit dem Fall des Eisernen Vorhangs im Begriff ist, eine globale neue Ethik zu etablieren, welche die christliche Ethik eliminiert. Sie tut dies, indem sie zu den drängenden globalen Fragen Weltkonferenzen abhält, die in der Hand von privilegierten Nicht-Regierungs-Organisationen (NRO) sind. Bei der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking war es die Frauenorganisation WEDO (Women’s Environment and Development Organisation), die man nach Meinung von Dale O’Leary „ohne Übertreibung als eine ‚Schatten-UN‘ bezeichnen kann“. Bella Abzug ist darin eine Schlüsselfigur, die mit der österreichischen Konferenzleiterin, Irene Freudenschuss, bestens kooperierte.
„Der entscheidende politisch-strategisch Faktor zur Durchsetzung der Kulturrevolution war die tatsächliche Kontrolle der UN-Maschinerie durch Nicht-Regierungs-Organisationen – die Motoren der Revolution – und andere nicht-staatliche Akteure, eine Kontrolle, die sich indirekt über das Sekretariat der UNO auch auf die Mitgliedstaaten erstreckte“(11).
Ein weiterer entscheidender politisch-strategischer Faktor zur Durchsetzung der Kulturrevolution ist die geradezu gespenstische Abschirmung vor der öffentlichen Wahrnehmung. „Über das, was die Gender-Perspektive will, gibt es keine offene Diskussion. Sie kommt nicht als großes Schiff daher, obwohl sie doch in allen politischen und öffentlichen Programmen verankert werden soll, sondern wie ein U-Boot, das keiner genau kennen soll. Die Strategie der neuen Ideologie heißt: die Bedeutung von Worten verändern“(12).
Die Sprache als Instrument gesellschaftlicher Veränderung
Eine Veränderung der gesellschaftlichen Realität geht immer mit Veränderung der Sprache einher, ja, die Veränderung der Sprache ist, wie am Begriff Gender deutlich wird, ein bewusst eingesetztes Instrument der Veränderung.
In den letzten Jahrzehnten sind alle christlichen Begriffe zur Unterscheidung von gut und böse außer Gebrauch gekommen und für die Kulturrevolutionäre zu Reizworten für den Vorwurf des „Fundamentalismus“ geworden, der jedem Christen entgegenschlägt, der sich zu Wort meldet. Dazu gehören die Worte Wahrheit, Gewissen, Moral, Tugend, Keuschheit, Jungfräulichkeit, Reinheit, Sünde, Laster, Unzucht, Ehemann, Ehefrau (13). Ebenso Begriffe, die sich auf Grundgegebenheiten der Kirche beziehen wie: Tradition, Autorität, Hierarchie, Gehorsam, Dogma und – Gott.
Stattdessen gibt es neue, zweideutige Begriffe mit undeklarierter Fracht.
Doing gender: „Mittäterschaft“(14) an der Herstellung der männlichen und weiblichen Geschlechtsidentität.
Empowerment der Frauen: Machtübernahme durch Frauen.
Femokratin: Feministische Bürokratin. Feministinnen, die innerhalb der Politik und Administration für Fraueninteressen und Gender-Mainstreaming verantwortlich sind.
Gleichstellung von Männern und Frauen: Auflösung der Geschlechtsidentität von Mann und Frau, die sich in den sozialen Rollen in Familie und Arbeitswelt ausdrückt.
Gender-Based Analysis, Gender Impact Assessment, Gender Implementierung, gendering an organization, gender budgeting: Instrumente politisch/sozialen Handelns, um gender zum mainstream zu machen.
Gender Perspektive: Die Ansicht, dass jede menschliche Beziehung und Aktivität zum Nachteil der Frauen und der Nicht-Heterosexuellen konstruiert ist und deswegen dekonstruiert werden muss. Lebensstil: Die Beliebigkeit der sexuellen Orientierung.
Queer: Jede Abweichung von der Heterosexualität. Ersatz für das Wort Homosexualität, da dieses noch eine polare Zuordnung zur Heterosexualität enthalte. „Queer“ bezeichnet eine „dezidierte Nicht-Identität“(15)
Reproductive rights: Gemeint ist nicht das Recht auf Reproduktion, sondern das Recht auf Abtreibung, das von der UN und EU global durchgesetzt wird.
Sexuelle Demokratie: Gleichwertigkeit jeder sexuellen Orientierung, ohne Rücksicht auf die Zahl derer, die einen homosexuellen (unter 3 %), bi, trans, sado-maso etc. Lebensstil wählen, und ohne Rücksicht darauf, dass 2006 Ehepaare mit Kindern immer noch 74 % der Familien in Deutschland ausmachen (16).
Hier eine Auswahl an neuen Schimpfworten:
Fundamentalist: Jeder, der aus seiner Religion Standpunkte ableitet, die dem Gender Mainstreaming widersprechen. Jeder Gläubige, insbesondere jeder Christ.
Heterosexist: Jeder, der die Heterosexualität für normal oder gar für geboten hält und sich z. B. gegen die homosexuelle Indoktrination an Schulen wehrt (17).
Heterosexuelle Hegemonie: Zu überwindende Vorherrschaft der Heterosexuellen.
Homophobie: Eine Phobie ist eine neurotische Angst. Wer an der Auffassung festhält, dass Sexualität nur dann dem Menschen und der Gesellschaft zum Wohl gereicht, wenn sie Ausdruck der Liebesvereinigung von Mann und Frau und offen für die Fortpflanzung ist, gilt als homophob, das heißt, ihm wird unterstellt, dass er eine neurotische Angst vor Homosexuellen habe.
Totalitäre Bestrebungen der EU
Nach dem Willen der EU soll „Homophobie“ kriminalisiert werden. Am 11. Januar 2006 hat das Europäische Parlament eine „Entschließung zur Homophobie in Europa“ (B6-0025/2006) verabschiedet. Darin setzt das Europäische Parlament die Homophobie, nämlich die „ Aversion gegen Homosexualität und schwule, lesbische, bisexuelle und transsexuelle (GLBT) Menschen“ auf eine Stufe mit Rassismus, Xenophobie und Antisemitismus.
Hier wird gleichgesetzt, was nicht gleich ist. Die Sexualität gehört, anders als Rasse, Fremdenstatus und Religion, dem moralisch-normativen Bereich an, über den jeder Mensch in einer freiheitlichen Gesellschaft selbst entscheiden können sollte, selbst dann, wenn er die Heterosexualität für geboten hält.
In der Entschließung heißt es: Es seien „sowohl auf EU-Ebene als auch auf der Ebene der Mitgliedstaaten weitere Maßnahmen notwendig, um die Homophobie auszumerzen“. Aus diesen Gründen fordert das Europäische Parlament die Mitgliedsstaaten auf
„1. den Kampf gegen Homophobie entweder durch erzieherische Maßnahmen – wie Informationskampagnen gegen Homophobie in Schulen, Universitäten und den Medien – oder über Rechts- und Verwaltungsvorschriften sowie legislative Mittel zu verstärken;
2. sicherzustellen, dass von Homophobie geprägte Hassreden oder Anstiftung zu Diskriminierung äußerst effizient geahndet werden.
3. dass Diskriminierung auf der Grundlage der sexuellen Ausrichtung in allen Bereichen verboten wird und zwar durch Vervollständigung des Antidiskriminierungspakets […], um soalle Arten der Diskriminierung in allen Bereichen abzudecken;
4. die Bekämpfung der Homophobie bei der Mittelzuweisung für das „Jahr 2007 zu berücksichtigen […] und diesen Prozess strikt zu überwachen und dem Europäischen Parlament jede Unterlassung eines Mitgliedstaats, diese Maßnahmen durchzuführen, zu melden.“ [kursiv durch Autorin]
Am 26. 04. 2007 beschloss das Europäische Parlament, in Polen eine „fact finding mission“ durchzuführen, um das neue Mitglied der EU wegen Homophobie beim Europäischen Gerichtshof anklagen zu können. Polen hatte sich gegen Homo-Indoktrination in den Lehrplänen der Schulen gewehrt. Diese Politik der Europäischen Union steht in Übereinstimmung mit den „Yogyakarta Principles“, die von 29 hochrangigen UN-Menschenrechtsexperten formuliert wurden und das Ziel haben, das internationale und nationale Recht in Hinblick auf „Sexual Orientation and Gender Identity“ zu revidieren.
Dies stellt eine Bedrohung der Redefreiheit und der Religionsfreiheit von Individuen, Organisationen und Institutionen dar, die an einer traditionellen Auffassung von Ehe und Familie festhalten und diese an die nächste Generation weitergeben wollen.
Siegeszug des Gender Mainstreaming
Der Siegeszug des Gender Mainstreaming seit 1995 ist beispiellos. An den meisten Universitäten der westlichen Länder werden Gender-KaderInnen ausgebildet. In allen staatlichen Bürokratien und Institutionen gibt es Gender-Beauftrage, die dafür sorgen, dass die Institution „gegendered“ wird. In Gender-Projekte fließen große Finanzmittel der EU (EU Strukturfond) und des Staates. Öffentlich finanzierte Kaderschmieden und private Netzwerke und Beratergruppen (Heinrich Böll Stiftung, Gender Mainstreaming Experts International, Koordinationsstelle Gender Mainstreaming beim österreichischen Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit – um nur einige zu nennen), sind rastlos tätig, um die Gesellschaft nach Gender-Prinzipien umzugestalten. Sie erfreuen sich des Schweigens oder, wenn nötig, der einhelligen Unterstützung durch die Medien (18).
Die eigentliche Schlacht wird um die nächste Generation geführt. In diesem Zusammenhang kommt dem Sexualkundeunterricht entscheidende Bedeutung zu. In Wort und Bild werden Kinder ab neun Jahren durch die offiziellen Lehrpläne zur Frühsexualität in jeder beliebigen Variante animiert und zu Verhütungsexperten ausgebildet – mit Abtreibung als problemloser Option.
Obwohl es sich um eine kulturelle Revolution handelt, welche im Begriff ist, die Reste des christlichen Abendlandes zu beseitigen, gibt es kaum offenen Widerstand. Das liegt zum einen daran, dass die meisten noch glauben, Rede- und Religionsfreiheit und der Schutz von Ehe und Familie wären, weil sie von der Verfassung garantiert sind, unantastbar. Zum anderen ist Gender in Politik, Universität, Medien und Justiz tatsächlich zum Mainstream geworden. Wer gegen den Strom schwimmt, riskiert – nach dem Beispiel des 2004 designierten und gestürzten Innenkommissars der EU, Rocco Buttiglione – Ausgrenzung, Mobbing und Berufsverbot.
Die Gender-Ideologie ist ein Rückfall hinter die Aufklärung mit ihrem Ideal der wissenschaftlichen Rationalität. Die „Wissenschaftlichkeit“ der Gender-Theorien beruht allein darauf, dass ihre Vertreterinnen – es sind fast ausschließlich Frauen – akademische Positionen innehaben. Sie ignorieren die Ergebnisse der Gehirnforschung, Soziologie und Psychologie, welche die unaufhebbare Differenz und Ergänzungsbedürftigkeit von männlichem und weiblichem Geschlecht zeigen. Sie unterdrücken die wissenschaftlichen Ergebnisse, welche die Ursachen einer Störung der Geschlechtsidentität und die hohen gesundheitlichen und psychischen Risiken des homosexuellen Lebensstils aufzeigen. Die Homolobby, die ihre Agenda besonders über die Menschenrechtskommissionen durchsetzt, verhindert mit politischen Machtmitteln therapeutische Angebote für Menschen, die ihre homosexuellen Neigungen verstehen und verändern wollen (19).
Der ideologische Charakter des Gender Mainstreaming zeigt sich an seinen Widersprüchen:
Gender bekämpft die Ehe zwischen Mann und Frau, erhebt aber die homosexuelle Lebensgemeinschaft gesetzlich in den Rang der Ehe.
Gender bekämpft die Familie, erzwingt aber das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. · Gender erklärt das Geschlecht und die geschlechtliche Orientierung zu einer frei zu wählenden Kategorie, will aber Informationen und therapeutischen Angebote zur Veränderung homosexueller Neigungen eliminieren. Das ist eine offene Diskriminierung und ein Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen, der seine sexuelle Orientierung auch dann frei wählen können muss, wenn er sich für die Heterosexualität entscheidet.
Gender-Mainstreaming ist ein Angriff gegen die Frau, gegen den Mann, gegen die Familie; es ist ein Angriff gegen das Kind, dessen Tötung im Mutterleib global als „Menschenrecht“ durchgesetzt werden soll; es ist ein Angriff auf das moralische und soziale Fundament und die freiheitliche Grundordnung der Gesellschaft; es ist ein Angriff gegen Christen (und Juden und Muslime), die aus der Schöpfungsordnung moralische Gebote ableiten.
Gender Mainstreaming trägt durch die Dekonstruktion der Familie und die globale Förderung der Abtreibung zu einer Verschärfung der demographischen Katastrophe bei.
Literatur:
(1) Sie untersteht in Deutschland dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und in Österreich dem Bundesministerium für Frauen, Medien und Öffentlicher Dienst. (2) Vgl. Oscar Alzamora Revoredo, Ideologie des Begriffs „Gender: Gefahr und Tragweite, in: Lexikon Familie, Paderborn 2007, S. 310-322.
(3) Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Höttingen/Zürich 1884, S. 52.
(4) Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht. Reinbek bei Hamburg 1968, S. 265.
(5) Judith Butler, Körper und Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Berlin 1995, S. 22-24
(6) Dies., Das Unbehagen der Geschlechter – Gender Studies, Frankfurt/M 2007, S. 22f.
(7) Shulamith Firestone, Frauenbefreiung und sexuelle Revolution – The Dialectic of Sex. Frankfurt/M 1987, S. 18f.
(8) Vgl. Heidi Hartmann, The Unhappy Marriage of Marxism and Feminism, in: omen and Revolution, Boston 1981, S. 15f.
(9) politische Bildung, Bonn 2004, enthält 23 Beiträge von Gender-Protagonisten. Nirgendwo werden die gesellschaftspolitischen Ziele definiert. Der real stattfindende Kampf um die Gleichberechtigung aller nicht-heterosexuellen Lebensweisen wird systematisch ausgeblendet. (10) Dale O’Leary, The Gender Agenda –Redefining Equality, Lafayette 1997.
Besprechung siehe: www.dijg.de/index.php
(11)Marguerite Peeters, Willkür als Moralgesetz, in: VATICAN 10/2007
(12) Christl Ruth Vonholdt, Die Gender Agenda, Bulletin des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft, Nr. 13, Frühjahr 207.
(13) Ein regierungsamtlicher Leitfaden für Lehrer in England empfiehlt, gegenüber den Kindern nicht mehr von „Mum and Dad“ zu sprechen, sondern nur noch von Eltern und Elternteilen, damit Kinder mit zwei gleichgeschlechtlichen Elternteilen nicht diskriminiert werden. (Junge Freiheit 7/2008)
(14) Stefan Hirschauer, Dekonstruktion und Rekonstruktion. Plädoyer für die Erforschung des Bekannten, in: Feministische Studien 11, Heft 2, S. 55-67
(15) Ulf Heidel et. al. (Hrsg.), Jenseits der Geschlechtergrenzen, Queer Studies an der Universität Hamburg, 2001.
(16)Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Mitteilungen 04/2007
(17) Die Bundeskoordination “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” (SOR-SMC) hat ein 48-seitiges Themenheft “Sexuelle Orientierung” in Umlauf gebracht. Es informiert über die verschiedenen Formen der sexuellen Orientierung und sexuellen Identitäten sowie über das Coming-out. Unterrichtsmaterialien geben Anregungen, wie das Thema im Unterricht behandelt werden kann. Hrsg. Sanem Kleff (GEW) und Eberhard Seidel.
(18)Der Fall Eva Hermann hat 2007 gezeigt, wie die Medien Rufmord an einer Person begehen, die aus dem Gender-Frauenbild ausschert.
(19)Vgl. die Vorgänge um den Grazer Kongreß über Psychiatrie und Religion (2007)und das Christival in Deutschland (Frühjahr 2008) und die Anfrage im Deutschen Bundestag von Volker Beck et. al.. Siehe: Stellungnahme des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft zur Anfrage der Fraktion Bündnis 0/Die Grünen im Bundestag.
Weiterführende Literatur:
KUBY,G.: Ausbruch zur Liebe – Für junge Leute, die Zukunft wollen. fe-medienverlag, 2008
KUBY,G.: Die Gender Revolution – Relativismus in Aktion. fe-medienverlag, 4. Aufl.2008
KUBY,G.: Verstaatlichung der Erziehung – Auf dem Weg zum neuen Gender-Menschen. fe-medienverlag, 6. Aufl.2008